„Manche Dinge sind offensichtlich nur in Sundern möglich“, bemerkte der Kunstwissenschaftler und künstlerische Leiter des Kunstvereins Bochum Reinhard Buskies in seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung: Sundieren II, Matthias Beckmann - Zeitschichten und meinte damit den Begriff Sundieren, der bereits zum zweiten Mal Titel eines groß angelegten Kunstprojektes in Sundern geworden ist.
Sundern und sondieren gehen im Ergebnis einer künstlerischen Untersuchungsmethode eine symbiotische Beziehung ein, die als sundieren bezeichnet wird und durch Interaktionen mit den Sunderner Bürger*innen die Kultur einer Stadt mitprägt. Der in Berlin lebende Zeichner Matthias Beckmann sundierte in Sundern, indem er im Juni dieses Jahres hauptsächlich in der Sunderner Innenstadt 71 Zeichnungen anfertigte, die in einem Mitmachatelier in der Einkaufsstraße nach Belieben betrachtet, ausgemalt oder als Kopie ergänzt werden konnten. Eine spannende Interaktion, nicht nur für die Besucher*innen, sondern auch für den Künstler, der in Sundern aufgewachsen ist und dessen zeichnerische Laufbahn hier ihren Anfang fand.
Über 45 Zeichnungen, Radierungen und Gemälde Beckmanns, alle aus der Zeit vor seiner künstlerischen Ausbildung, wurden aus Sunderner Haushalten zur Verfügung gestellt und stehen in der Ausstellung den neuen Zeichnungen gegenüber. Eine künstlerische Konstellation, die in dieser Form einmalig ist und so kaum noch einmal zu sehen sein wird.
Matthias Beckmann stellt sich nie in den Vordergrund. Seine Zeichnungen scheinen bei genauer Betrachtung wie von selbst zu entstehen, wie zufällig von seiner Hand geführt. Mit großer Ruhe und unprätentiöser Selbstverständlichkeit gelingt es ihm, seinen Zeichnungen Strich für Strich eine unglaublich sachliche Eindringlichkeit zu verleihen.
Dies gilt auch für seine Trickfilme, die die Ausstellung ergänzen.
Die bewegte Linie wird zum Träger seiner Gedanken. Von skurriler Komik getragene Wahrheiten vibrieren über die Bildfläche, und manchmal verleiht ein von ihm eingeflüstertes Wort dem Ganzen zusätzlichen Nachdruck.
Das gesamte Projekt, das übrigens von der Landesregierung gefördert wurde, stieß nicht nur bei den Sunderner Bürger*innen auf große Begeisterung und entsprechende Beteiligung, sondern auch der Sunderner Fotokünstler Ralf Litera erkannte die Offenheit des Projektes und nutzte seine Foto-Workshops „Fotos aus der Keksdose“ und „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“, um sich mit den jungen Teilnehmer*innen auf Spurensuche zu begeben und die gezeichneten Szenen fotografisch experimentell aufzubereiten. Einige der Ergebnisse werden im Rahmen der Finissage am Sonntag, den 10.11.2024 gezeigt.
Ein Künstlergespräch rundet die Ausstellung ab. Die Vorsitzende des Kunstvereins Anne Knapstein im Gespräch mit Matthias Beckmann, Dr. Teiser, Vorsitzender des Kunstvereins Arnsberg und dem Sunderner Fotokünstler Ralf Litera.
Ein großes Dankeschön geht an die Leihgeber*innen der frühen Werke Beckmanns, sie haben das Ausstellungskonzept erst wirklich komplettiert.
Die Leihgaben können im Anschluss an das Künstlergespräch mitgenommen oder an folgenden Terminen abgeholt werden: Mi 13. und Mi 20.11.2024 jeweils von 16 - 18 Uhr.
Öffnungszeiten der Ausstellung: Mi - Fr 16 - 18.30 Uhr, Sa und So 12 - 18 Uhr.
Finissage am Sonntag, 10.11.2024, 14 Uhr, Kunstverein Sundern Sauerland e.V., Röhre 4, 59846 Sundern, Kontakt: info@kunstverein-sundern-sauerland.de, Mobil: 0171 120 47 16